Schlaganfallzentrum Kplus / Stroke Unit
Schlaganfall – wenn er passiert ist, folgt ein Wettlauf gegen die Uhr. Über die Qualität des Lebens nach dem Schlaganfall entscheidet wesentlich der Faktor Zeit. Mit jeder Minute mangelnder Durchblutung stirbt Hirngewebe ab, unter Umständen mit verheerenden Folgen für die Lebensqualität der Betroffenen.
Aus diesem Grund sind die sofortige Diagnose und kompetente Behandlung in einer hochqualifizierten Spezialeinheit – der so genannten Stroke Unit – so wichtig.
Wer einen akuten Schlaganfall erleidet, profitiert von rascher und kompetenter Betreuung in der Stroke Unit des Schlaganfallzentrums Kplus.
Unser Zentrum ist eines von etwa 60 Schlaganfallzentren in Nordrhein-Westfalen, die für die besondere Qualität in der Versorgung von Schlaganfallpatienten durch die LGA Intercert zertifiziert sind.
Unser multiprofessionelles Team arbeitet Hand in Hand und gegen die Uhr, um die Folgen des Schlaganfalls für die Betroffenen so gering wie möglich zu halten. Denn die durch die Spezialisten an allen wichtigen Punkten gewonnene Zeit bedeutet weniger Einschränkungen nach dem Schlaganfall und mehr Lebensqualität für die Betroffenen.
Behandlung im Schlaganfallzentrum
Untersuchungen
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall werden verschiedene Untersuchungen notwendig. Diese bestehen zunächst in der Durchführung einer Computertomographie oder einer Kernspintomographie.
Computertomographie
Bei der Computertomographie wird auf Grundlage von Röntgenbildern des Gehirngewebes zunächst eine Blutung ausgeschlossen, während die Kernspintomographieals Darstellung des Gehirns in einem Magnetfeld erheblich feinere Gewebestrukturen und auch minimale akute und chronische Durchblutungsstörungen darstellen kann.
Ultraschalldiagnostik
Ein weiterer zentraler Baustein ist die Ultraschalldiagnostik. Hier können sowohl Vorstufen von Gefäßveränderungen als auch relevante Einengungen sowie Verschlüsse der das Gehirn versorgenden Gefäße dargestellt werden. Liegt eine Einengung vor, können durch Untersuchungen der Gefäße im Kopf die Umgebungswege des Blutes dargestellt werden.
Weitere Untersuchungen - jede Minute zählt!
Eine wesentliche Aufgabe der Stroke Unit ist es, zeitnah die weiteren Untersuchungen wie Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdruckmessung und auch Darstellung des Herzens durch Echokardiographie sowie transösophageale Echokardiographie darzustellen. In besonderen Fällen muss die kontrastmittelgestützte Darstellung der Hirngefäße, die so genannte Angiographie, durch die Radiologische Praxis am Haus durchgeführt werden. In einzelnen Fällen sind Messungen der Gehirnströme – kurz EEG – notwendig.
Akuttherapie
In der ersten Akutphase geht es darum, die Körperfunktionen des Betroffenen zu stabilisieren und einzustellen. Zu diesen Maßnahmen, die
zum Teil schon der Notarzt eingeleitet hat, zählen unter anderem
- die Stabilisierung von Herz- und Kreislauf-Funktionen
- die Überwachung von Puls und Blutdruck
- der Ausgleich des Mangels an Flüssigkeit und Blutsalzen die Behandlung erhöhter Blutdruckwerte
- die Überwachung und Einstellung von erhöhten Blutzuckerwerten
- die Einstellung erhöhter Blutfettwerte
- die frühe Mobilisation und Motivation Krankengymnastik, Ergotherapie, Sprachtherapie.
Die spezifische Behandlung richtet sich nach der Ursache des Schlaganfalls. Wenn ein Blutgerinnsel Auslöser war, ist das Auflösen des Blutpfropfes – die so genannte Lyse – durch hochwirksame Medikamente möglich, allerdings nur in den ersten 6 Stunden nach Eintreten der Symptome und nach Ausschluss von Gegenanzeigen.
Thrombektomie
Seit wenigen Jahren ist als weitere Methode in der Akuttherapie die sogenannte „mechanische Thrombektomie“ hinzugekommen. Dabei wird über einen Katheter über die Leiste das verstopfte Gefäß sondiert und das Gerinnsel wird durch eine Art Netz eingefangen.
Dadurch ist in der Regel die Durchblutung des Gefäßes wieder gewährleistet.
Die Behandlung findet üblicherweise unter kurzzeitiger Vollnarkose statt. Im Anschluss an die Therapie wird der Patient auf die Stroke Unit aufgenommen und erhält für 24 Stunden einen Druckverband auf dem
punktierten Leistenzugang.
Diese in vielen Fällen deutlich prognoseverbessernde therapeutische Möglichkeit wird seit April 2018 in Zusammenarbeit mit Radprax auch in unserem Hause angeboten.
Früh-Rehabilitation
Bereits am ersten Behandlungstag beginnt auf der Stroke Unit die individuell auf den Patienten zugeschnittene Früh-Rehabilitation.
In dieser frühen Phase der Rehabilitation konzentrieren sich Ärzte, Pflegende und Therapeuten auf die Rückbildung von Funktionseinschränkungen der Patienten. Der eingetretene Gehirnschaden wird in all seinen Auswirkungen auf körperliche, geistige und seelische Funktionen detailliert erfasst, ebenso wie die verbliebenen Funktionen.
Ein darauf abgestimmtes Rehabilitationsprogramm wird erstellt. Funktionseinschränkungen wie
- Bewusstseinstrübung
- Wahrnehmungsstörungen
- Halbseitenlähmung
- Schluckstörung
- Sprachstörungen
- oder eine gestörte Harn- und Stuhlkontrolle
werden möglichst früh therapiert, um den Betroffenen ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben nach dem Schlaganfall zu ermöglichen.
Physiotherapie
Die Physiotherapeuten des Therapiezentrums Solingen helfen dem Patienten, Gleichgewicht, Koordination und Kraft zu verbessern und alle anderen alltagsrelevanten Bewegungsabläufe wiederzuerlernen, die für das Sitzen, Stehen und Gehen wichtig sind.
Dabei achten sie darauf, dass möglichst keine übermäßige Verkrampfung der gelähmten Muskeln oder Fehlbelastungen von Gelenken auftreten.
Falls erforderlich, bieten verschiedene Hilfsmittel zusätzliche Unterstützung.
Ziel der Physiotherapie ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Der Patient soll durch die Anbahnung normaler, vor der Krankheit vorhandener Bewegungsformen die Möglichkeit erhalten, selbständig leben zu können.
Ergotherapie
Ergotherapeuten helfen beim Wiedererlernen von Alltagsfertigkeiten, den so genannten ADL-Kompetenzen:
- An- und Auskleiden
- Essenszubereitung
- Essen
- Körperpflege
- Alltags- und Arbeitsfähigkeit.
Weiteres Ziel der Ergotherapie ist es, vorhandene Seh- und Wahrnehmungsdefizite zu minimieren.
Mit gezielten Übungen werden Halbseiten-Gesichtsfeldausfälle und Störungen behandelt, bei denen der Schlaganfall-Patient eine Hälfte der Umgebung oder des eigenen Körpers nicht wahrnimmt. Im Wahrnehmungs- und Sensibilitätstraining wird Defiziten des Körpergefühls entgegen gewirkt.
Auch andere neuropsychologische Defizite wie Gedächtnis- und Orientierungsstörungen werden behandelt. Fähigkeiten und Defizite werden im
ergotherapeutischen Befund erfasst und individuell mit dem Patienten und Angehörigen besprochen.
Logopädie
Die Logopäden des Therapiezentrums Solingen arbeiten mit Patienten, die eine Störung
- der Sprache
- des Schluckens
- der Stimme
- der Artikulation
- oder der Mimik
haben, wie etwa bei Lähmungen im Gesichtsbereich.
Ziel der Logopädie ist die Verbesserung oder Wiederherstellung der betroffenen Bereiche. Bei vorliegenden Schluckstörungen, der so genannten Dysphagie, arbeiten die Logopäden mit dem Patienten daran, eine gefahrlose Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sicher zu stellen.
Da bei Schluckstörungen nach einem Schlaganfall der Schutzreflex abgeschwächt sein kann, der beim Eindringen vom Fremdkörpern in die Lunge eine Hustenreaktion hervorruft, ist es besonders wichtig, die Ernährungsempfehlungen der Logopäden einzuhalten, um eine Lungenentzündung zu vermeiden.
Anschlussheilbehandlung
Die in der Stroke Unit oder der weiterbehandelnden Abteilung begonnenen Maßnahmen werden – wenn erforderlich – in ambulanten oder stationären Rehabilitationseinrichtungen weitergeführt.
Idealerweise geschieht dies im Sinne einer Anschlussheilbehandlung direkt nach dem Krankenhausaufenthalt und wird vom Sozialen Dienst der St. Lukas Klinik bei den Kostenträgern beantragt.
Dazu nimmt der Soziale Dienst Kontakt zum Patienten auf und informiert über die Verfahrensweise. Nach dem Bescheid des Kostenträgers findet die Vermittlung des Patienten in die entsprechende Einrichtung statt.
Der Verlauf der Anschlussheilbehandlung – kurz AHB – ist abhängig von der Schwere des Schlaganfalls individuell unterschiedlich. Der Aufenthalt in einer Rehabilitationseinrichtung dauert in der Regel etwa drei Wochen. Anschließend können ambulante Therapiemaßnahmen verordnet werden.
Das Therapiezentrum Solingen bietet im Rahmen einer ambulanten Rehabilitation ein breit gefächertes Spektrum an ergotherapeutischen, logopädischen und physiotherapeutischen Maßnahmen an. So ist es möglich, die während eines stationären Aufenthalts begonnenen Anwendungen ambulant im Therapiezentrum Solingen fortführen zu lassen – in der Regel sogar bei demselben Therapeuten.
Für die multimodale Weiterbehandlung älterer Patienten, die eine Kombination unterschiedlicher Therapien vorsieht, steht die geriatrische Abteilung und Tagesklinik der St. Lukas Klinik zur Verfügung.
Gut zu wissen
Jeder Schlaganfall ist ein Notfall
Je schneller Helfer reagieren und den Patienten einer angemessenen Versorgung zuführen, umso eher kann der Schaden minimiert werden. Zögern Sie also nicht, wenn Sie die Symptome eines Schlaganfalls bei sich selbst oder einer anderen Person feststellen, sofort den Rettungsdienst unter der Nummer 112 zu alarmieren!
Kontakt

Prof. Dr. Marcel Dihné
Chefarzt
Facharzt für Neurologie und spezielle neurologische Intensivmedizin
Katrin Halcour
Chefarztsekretariat
Team

Dr. Anja Stövesand
Oberärztin
Fachärztin für Neurologie

Hendrik Scharpenack
Oberarzt
Facharzt für Neurologie
Zusatzbezeichnung: Spezielle Schmerztherapie

Dr. Hannelore Heldmann
Oberärztin
Fachärztin für Neurologie

Christina Boettcher
Funktionsoberärztin
Fachärztin für Neurologie
Oliver Hackmann
Oberarzt
Facharzt für Neurologie
Schwerpunktbezeichnung Intensivmedizin

Dr. Julia Hamann
Fachärztin
Botulinumtoxin-Ambulanz
Fachärztin für Neurologie
Zusatzbezeichnung: Qualifizierte Botulinumtoxin-Therapie

Dr. Christoph F. Schorn
Oberarzt
Multiple-Sklerose-Ambulanz
Facharzt für Neurologie
Zusatzbezeichnungen: Spezielle Schmerztherapie, Geriatrie

Artem Sadikov
Funktionsoberarzt
Zentrale Aufnahmeeinheit ZAE
Facharzt für Neurologie